502 DOC . 321 REVIEW ELSBACH 1691 1924 DEUTSCHE LITERATURZEITUNG 24. Heft 1692 ihn bei allen ihren Messungen. Von diesem Standpunkt aus gesehen sind sämtliche ge- nannten Behauptungen Natorps unrichtig dies braucht wohl nicht genauer auseinander-welche gesetzt zu werden. Stellt man sich aber auf den Standpunkt B, was beim heutigen Stande der Wissenschaft als übertrieben vorsichtig anzusehen ist, so ist Geometrie allein nicht experimentell prüfbar. Geo- metrische Messungen gibt es dann überhaupt nicht. Deswegen muß man aber nicht von »Idealität des Raumes« sprechen. »Idealität« kommt allen Begriffen zu, den auf den RaumPhysik und die Zeit bezüglichen nicht mehr und nicht Weniger als allen andern. Nur einem vollständigen wissenschaftlichen Begriffs- system kommt eindeutige Zuordnung zu den sinnlichen Erlebnissen zu. Nach meiner Ansicht hat Kant die Entwickelung ungünstigPhysiker beeinflußt, indem er den räumlich-zeitlichen Begriffen und ihren Relationen gegenüber anderen Begriffen eine Sonderstellung einge- räumt hat. Vom Standpunkt B aus betrachtet ist die Wahl der geometrischen Begriffe und Rela- tionen allerdings nur durch Gründe der Einfachheit und Zweckmäßigkeit bestimmt. Keinesfalls setzt die Wahl einer nicht- euklidischen Geometrie die euklidische Geo- metrie als Basis voraus. Über die Maß- bestimmung des Raumes kann dann aller- dings empirisch nichts ausgemacht werden, aber nicht deshalb, »weil der Raum nicht wirklich ist«, sondern weil die Geometrie bei dieser Wahl des Standpunktes kein voll- ständiges physikalisches Begriffssystem ist, sondern nur ein Teil eines solchen. Elsbach stimmt der angegebenen Art und Weise des Argumentierens keineswegs zu. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der kritischen Erkenntnistheorie vertritt er die Ansicht, daß letztere weder mit einer phy- sikalischen Theorie in Widerspruch treten, noch sie antizipieren könne. In den beiden letzten Kapiteln des Buches, welche sich an Cassirer anschließen, aber in den wesentlichen Partien selbständige Argumentationen des Verfassers enthalten, wird an Vertretern der kritischen Philosophie Kritik geübt, sich früher mit der Beziehung der Philosophie zur Relativitätstheorie beschäf- tigt haben. Diese kamen auf Grund philo- [8] sophischer Argumente teils zu einer Ableh- nung der Relativitätstheorie, teils zu dem Resultat, daß letztere lediglich die Aus- führung Kantschcr Gedanken sei. In beiden Fällen soll der Irrtum daraus entspringen, daß Worte in der Philosophie und in der in verschiedener Bedeutung gebraucht werden. Der Philosoph nennt den Raum »absolut« in dem Sinne, daß die räumlichen Begriffe nicht aus der Erfahrung logisch entspringen, sondern der Wissenschaft zu- grunde gelegt werden wenn dagegen der den Raum »absolut« nennt, so meint er »in seinen Eigenschaften selbständig und die Phänomene mit-bedingend«. Wenn der Philosoph von Idealität des Raumes spricht, so denkt er nicht an die Gleichwertigkeit der Koordinatensysteme, und letztere kann nicht aus ersterer geschlossen werden. Im folgenden wird im Anschluß an Cassirer die empiristische Theorie des Raumes abgelehnt der Referent muß aber bemerken, daß die Beziehung des logischen Systems zu den Erlebnissen nicht hell genug beleuchtet wird. Aber auch hier findet der Leser viel Gutes. Im besonderen will ich erwähnen, daß an einer Äußerung des Referenten mit Recht Kritik geübt wird, ein Begriff sei in der Phy- sik nur dann zulässig, wenn im konkreten Falle der Erfahrung festgestellt werden könne, ob er zutrifft oder nicht es wird dem ent- [9] gegengehalten, daß im allgemeinen nicht dem einzelnen Begriff, sondern nur dem System als Ganzem mögliche Erlebnisse ent- sprechen müssen. Das Elsbach’sche Buch bietet viel saubere und ehrliche Denkarbeit und verdient das Studium derer, die sich für die Beziehung der Philosophie zur Naturwissenschaft interes- sieren. [10] H. A. Kramer and H. Holst : The Atom and the Bohr Theory of its Structure Von Max von Nichts beschäftigt die heutigen Physiker so sehr wie die Atomtheorie, seit Niels Bohr vor io Jahren eine Theorie des Wasserstoff- spektrums entwarf, die sich mehr und mehr zu einer Theorie aller Spektren erweitert hat. Das vorliegende, zuerst dänisch erschienene Laue, Berlin Buch *) will den der Physik Fernerstehenden in die Gedankenwelt dieser Theorie einführen. *) H. A. Kramers [Lector am Inst. f. theoret. Physik d. Univ. Kopenhagen] and H. Holst [Biblio- thekar an d. Königl. Techn. Hochsch. Kopenhagen], The Atom and the Bohr Theory of its Structure. An
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