D O C U M E N T 4 3 0 M A R C H 1 9 2 9 6 2 5 u. alsdann auch beim Barmizwah-Vorbereitungsunterricht Ihr Religionslehrer ge- wesen zu sein. Mit Stolz u. Genugtuung erfüllt mich, den 80Jährigen, heute noch dieser Gedanke, u. in dieser Erwägung gestatte ich mir, Ihnen, mein lieber Herr Professor, zu den tausenden Glück- u. Segenswünschen, welche Ihnen dargebracht werden, auch den meinigen u. den meiner Frau[2] in allerherzlichster Weise anläß- lich Ihres Geburtstages zu übermitteln. Möge die Vorsehung, die Sie mit Weisheit u. Erfolg so sehr begnadet hat, bis in das höchste Greisenalter Sie beschirmen zum Heile der Menschheit u. speziell auch des Judentums u. zur Freude Ihrer l. Familie! Indem ich mir noch erlaube, Ihre werte Frau Gemahlin[3] ergebenst zu grüßen u. Ihnen, mein lieber Herr Professor, ebenfalls meine wärmsten Grüße entbiete, bin ich in aufrichtiger Verehrung u. Hochachtung Ihr treu ergebenster Heinrich Friedmann Oberlehrer a. D. ALS. [30 403]. [1] Friedmann (1849–1929) was Einstein’s religious instruction teacher at the Luitpold- Gymnasium in Munich from 1888/89 to 1890/91 (see Vol. 1, Appendix B, pp. 346–348). [2] Mathilde Friedmann-Löwenmayer (1848–1929). [3] Elsa Einstein. 430. From Otto Neustätter[1] Berlin-Zehlendorf-West, Seestrasse 47, 12. III. 29, Hochverehrter lieber Herr Professor! Gestatten Sie auch mir, die aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 50. Geburtstage zu übermitteln! An einem solchen Tage kommen die Erinnerungen! Ihr Onkel,[2] dem ich die in- teressante Lehrzeit in Italien verdanke, hatte mir erzählt, daß er sich mit einer Ma- schinenberechnung quäle. Da kam er nach ein paar Tagen wieder nach Pavia:[3] „Wißen Sie, das ist schon fabelhaft mit meinem Neffen. Wo ich und mein Hilfsin- genieur uns Tage lang den Kopf zerbrochen haben, da hat der junge Kerl[4] in einer knappen Viertelstunde die ganze Geschichte heraus gehabt. Aus dem wird nochmal was!“ Die Prognose hat gestimmt, allerdings, daß der Einstein daraus werden würde, das hat selbst Ihr Onkel nicht voraussehen können. Und als wir damals auf unserer Wandertur im italienischen Gebirge Nachts den Sternenhimmel betrachteten und Sie stimmungsmäßig von dem gewaltigen Eindruck sprachen, den auf Sie der An- blick immer ausübe—ob da auch von dem großartigen Einblicken etwas in Ihnen schon sich anbahnte, mit denen Sie die Welt beschenkt haben? „Ja, das möchten Sie wissen“—werden Sie denken. „Sie sind gar net g’schlec- kert“! Nun so ist einmal der gewöhnliche Erdenbürger, der das Glück gehabt hat neben einem so Großen einmal zu wandeln. Und er möchte natürlich immer noch mehr wissen, bescheidet sich aber infolge des auch von Ihnen noch nicht umgesto- ßenen Gesetzes, daß sich der Mensch nicht zerteilen kann, mit der Erinnerung— und mit dem Wunsche, daß Sie sich nicht mit derartigen Dingen aufhalten möch- ten, deren gewiß unendlich viele gerade jetzt wieder an Sie herantreten, sondern
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