D O C U M E N T 1 0 1 D E C E M B E R 1 9 2 7 1 9 5 Scheiben mässiger Ausdehnung aus sehr schlecht Wärme leitendem Material, er- halte ich ganz genau die von Ihnen angegebene Formel.[3] Die physikalische Vor- aussetzung für ihre Gültigkeit ist, dass der Wärmeausgleich zwischen vorn und Hinten nicht durch die Scheibe, sondern um deren Rand herum durch das Gas geht. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Randeffekt im eigentlichen Sinne, denn die Spannungen sind über die ganze Fläche der Scheibe verteilt. Für grössere Scheiben und überhaupt, wenn die innere Leitfähigkeit berücksichtigt werden muss, lautet die Formel anders (und wird gleichfalls explizite angegeben). Die ma- thematische Seite ist ganz amüsant, z. B. bei der Bestimmung der Luftströmung um die Scheibe als Summe von Partiallösungen der Gleichungen, blieb ein Koëffizient unbestimmt. Es zeigte sich, dass dies auf einer eigentümlichen Konvergenzfrage beruht. Jede der Partiallösungen befriedigt den Impulssatz, aber ihre Summe ist an der Oberfläche der Scheibe (Konvergenzgrenze) nur bedingt Kkonvergent, so dass der Impulssatz verloren geht. Indem man seine Gültigkeit wieder herstellt, ge- winnt man die fehlende Bedingung und beseitigt die Unbestimmtheit. Nun habe ich an Sie eine Bitte. Ich möchte gern diese Arbeit zur Erinnerung an meinen diesjährigen Aufenthalt in Deutschland in einer deutschen Zeitschrift er- scheinen lassen, und ich glaube, dass die „Sitzungsberichte der Berliner Akade- mie“ ein sehr geeigneter Platz für die Publikation wären. Würden Sie die grosse Güte haben, mein bescheidenes Elaborat dort selbst vorzulegen? Ich werde die Ar- beit noch hier in Aachen in Schreibmaschinenschrift abschreiben lassen, aber wohl erst auf der Überfahrt dazu kommen, die Formeln einzuschreiben (da ich in zehn Tagen verreise). Deshalb könnte ich das Manuskript gegebenenfalls von New York aus Ihnen zusenden.[4] Vor acht Tagen hatten wir hier die Gausitzung der physik. Gesellschaft. Von aus- wärtigen Gästen waren erschienen Ornstein, Fokker und Burgers.[5] Die Vorträge bewegten sich auf einem sehr hohen Niveau und boten viel Interessantes. Verzeihen Sie, dass Ich Sie in so egoistischer Weise ausbeute, aber ich weiss mir nicht anders zu helfen. Karman[6] sendet seine besten Grüsse Mit achtungsvollen Grüssen Ihr ganz ergebener Paul S. Epstein ALS. [10 571]. On letterhead “Aerodynamisches Institut der Techn. Hochschule.“ [1] Epstein (1883–1966), Professor of Theoretical Physics at the California Institute of Technology, served as exchange professor at the Institute of Technology in Aachen (see Dumond 1974, p. 142). [2] The paper was only published in 1929 (Epstein 1929). Epstein had helped Einstein’s cousin Edith Einstein (later Reiss-Einstein 1888–1960) in preparing her dissertation on the theory of the radiometer in 1919 (see Edith Einstein to Einstein, 29 April 1919 [Vol. 9, Doc. 31]). He also discussed with Einstein calculations with which Einstein had helped Edith (see Epstein to Einstein, 30 May 1920 and Einstein to Epstein, 4 June 1920 [Vol. 10, Docs. 38, 42]).