APPENDIX E EINSTEIN’S NOTE ON HIS INTERVIEW WITH L’OEUVRE “Einstein on International Understanding: A Misunderstood Interview with L’OEuvre” Published under the title “Einstein über die Völkerverständigung. Ein mißverstandenes In- terview mit dem L’OEuvre.” Berliner Tageblatt, 19 October 1927, EE, p. 3. Unser Pariser ♀-Korrespondent übermittelt uns den Inhalt eines Interviews, das Herr Professor Albert Einstein einem Vertreter der sozialistisch-radikalen Zeitung “OEuvre” ge- geben hat. Da uns die Mitteilungen dieser Zeitung seine sehr genaue Wiedergabe der Ge- danken Professor Einsteins zu sein schienen, haben wir uns mit ihm in Verbindung gesetzt, um eine authentische Mitteilung über seine Aeußerungen zu bekommen. Wie Herr Profes- sor Einstein unserem Czk.-Korrespondenten erklärt, hat er dem Vertreter des Pariser Blattes tatsächlich eine Besprechung gewährt in der Absicht, damit der internationalen Verständi- gung zu dienen. Leider seien seine Aeußerungen offenbar stark mißverstanden worden. Wir geben im nachfolgenden den Wortlaut der Mitteilung, die uns Professor Einstein über sein Interview gemacht hat: „Auf die Frage des Journalisten, wie es um den so oft zitierten „deutschen Kriegsgeist“ bestellt sei, habe ich erwidert, daß dieser in übertriebener Form dargestellt wird. Im Gegen- satz zu der häufigen Auffassung des Auslandes ist ein ernster und aufrichtiger Verständi- gungswille gegenüber Frankreich nicht nur bei der deutschen Linken vorhanden, sondern weit in die Rechtskreise hinein, besonders bei denjenigen, in deren Händen die wirkliche politische und wirtschaftliche Verantwortung ruht. Man darf sich nicht dadurch beirren las- sen, daß das Wort „Pazifismus“ in Deutschland keinen guten Klang hat, weil man dabei an eine weltfremde Einstellung gegenüber der Politik denkt. Der deutsche Verständigungswil- le ist trotzdem in starkem Maße und in allen Volksschichten vorhanden. Ueber meine Stel- lung zum Völkerbund befragt, erklärte ich folgendes: „Es ist nicht zu leugnen, daß der Völ- kerbund in den großen Fragen der Weltbefriedung schmerzlich enttäuscht hat, und daß die Völker im entscheidenden Moment einen Mangel an Mut und gutem Willen durchgefühlt
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APPENDIX E EINSTEIN’S NOTE ON HIS INTERVIEW WITH L’OEUVRE “Einstein on International Understanding: A Misunderstood Interview with L’OEuvre” Published under the title “Einstein über die Völkerverständigung. Ein mißverstandenes In- terview mit dem L’OEuvre.” Berliner Tageblatt, 19 October 1927, EE, p. 3. Unser Pariser ♀-Korrespondent übermittelt uns den Inhalt eines Interviews, das Herr Professor Albert Einstein einem Vertreter der sozialistisch-radikalen Zeitung “OEuvre” ge- geben hat. Da uns die Mitteilungen dieser Zeitung seine sehr genaue Wiedergabe der Ge- danken Professor Einsteins zu sein schienen, haben wir uns mit ihm in Verbindung gesetzt, um eine authentische Mitteilung über seine Aeußerungen zu bekommen. Wie Herr Profes- sor Einstein unserem Czk.-Korrespondenten erklärt, hat er dem Vertreter des Pariser Blattes tatsächlich eine Besprechung gewährt in der Absicht, damit der internationalen Verständi- gung zu dienen. Leider seien seine Aeußerungen offenbar stark mißverstanden worden. Wir geben im nachfolgenden den Wortlaut der Mitteilung, die uns Professor Einstein über sein Interview gemacht hat: „Auf die Frage des Journalisten, wie es um den so oft zitierten „deutschen Kriegsgeist“ bestellt sei, habe ich erwidert, daß dieser in übertriebener Form dargestellt wird. Im Gegen- satz zu der häufigen Auffassung des Auslandes ist ein ernster und aufrichtiger Verständi- gungswille gegenüber Frankreich nicht nur bei der deutschen Linken vorhanden, sondern weit in die Rechtskreise hinein, besonders bei denjenigen, in deren Händen die wirkliche politische und wirtschaftliche Verantwortung ruht. Man darf sich nicht dadurch beirren las- sen, daß das Wort „Pazifismus“ in Deutschland keinen guten Klang hat, weil man dabei an eine weltfremde Einstellung gegenüber der Politik denkt. Der deutsche Verständigungswil- le ist trotzdem in starkem Maße und in allen Volksschichten vorhanden. Ueber meine Stel- lung zum Völkerbund befragt, erklärte ich folgendes: „Es ist nicht zu leugnen, daß der Völ- kerbund in den großen Fragen der Weltbefriedung schmerzlich enttäuscht hat, und daß die Völker im entscheidenden Moment einen Mangel an Mut und gutem Willen durchgefühlt

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