5 4 D O C . 6 R E V I E W O F M E Y E R S O N S B O O K der Veranschaulichung vergleichsweise jener Vorstellungen bedient, welche man aus der Geometrie gewohnt ist. Mit ähnlicher Argumentation hätten Maxwell und Hertz die elektromagnetischen Gleichungen des Vakuums als „geometrische“ be- zeichnen können, weil der geometrische Begriff des Vektors in dieser Gleichungen auftritt.[14] Es ist mir übrigens eine Genugthuung, hervorzuheben, dass Meyerson selbst in seinem letzten Kapitel ausdrücklich sagt, das die Bezeichnungsweise der Theorie als einer „geometrischen“ eigentlich inhaltslos sei man könne ebensogut sagen, dass der metrische Tensor den „Zustand des Aethers“ beschreibe.[15] Das Wesentliche der Theorien von Weyl und Eddington zur Darstellung des elektromagnetischen Feldes liegt also nicht darin, dass sie die Theorie dieses Fel- des der Geometrie einverleibt haben, sondern dass sie einen möglichen Weg ge- zeigt haben, Gravitation und Elektromagnetismus unter einem einheitlichen Gesichtspunkt darzustellen, während vorher jene Felder als logisch voneinander unabhängige Gebilde in die Theorie eingingen.[16] Mit Recht betont Meyerson ferner, dass in vielen Darstellungen der Relativitäts- theorie mit Unrecht von einer „spatialisation du temps“ die Rede sein.[17] Raum und Zeit, werden zwar zu einem einheitlichen Kontinuum verschmolzen, aber die- ses Kontinuum ist nicht isotrop. Es bleibt der Charakter der räumlichen Benach- bartseins von dem des zeitlichen Benachbartseins unterschieden, und zwar durch das Vorzeichnen des Abstand-Quadrates benachbarter Weltpunkte.[18] Meyersons Buch gehört nach meiner Überzeugung zu den Wertvollsten, was von erkenntnistheoretischer Seite über Relativitätstheorie geschrieben worden ist. Bedauert habe ich nur, dass Herrn Meyerson M. Schlick’s Arbeiten entgangen sind, die er gewiss zu würdigen gewusst hätte.[19] AD. [1 068]. [1] Einstein sent the manuscript to Meyerson on 15 June 1927 (see Doc. 7). For the published version, see Einstein 1928e (Doc. 152). Meyerson (1859–1933) was a Polish-born French-Jewish philosopher, chemist, and historian of science. [2] For more details on Meyerson’s specific endeavor of trying to find the “philosophy of the scien- tists” rather than designing a “philosophy of science” himself, see Giovanelli 2018. [3] Einstein had already discussed the appropriateness of scientific realism, understood as including the conviction that scientific terms refer to mind-independent things in the real world, in Einstein 1924n (Vol. 14, Doc. 321). For discussions of whether Einstein himself should be seen as a scientific realist (rather than, especially, a logical positivist), and if so, at which point he subscribed to such a position, see Holton 1968 and Howard 2014. [4] Einstein and Meyerson had already joined forces against (Machian) positivism on the one hand and Kantianism on the other during their first meeting, at the Société française de Philosophie in 1922 (see Einstein et al. 1922 [Vol. 13, Doc. 131], and Vol. 13, Introduction, sec. V). Einstein started to spell out his own blend of empiricism, realism, conventionalism, and holism in Einstein 1924n (Vol. 14, Doc. 321) see also Vol. 14, Introduction, sec. VII. [5] At this point in Doc. 152, there is no allegation of Meyerson’s having “gone too far.” For Meyerson’s criticism of how Einstein had portrayed his position regarding how relativity theory relates to previous theories in physics, see Doc. 40, note 4, and see Abs. 204 for Einstein authorizing
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