4 7 0 D O C . 3 13 C U R R E N T S T A T E OF F I E L D T H E O R Y ÜBER DEN GEGENWÄRTIGEN STAND DER FELD-THEORIE VON ALBERT EINSTEIN, BERLIN K urze B etrachtung über Ziel und In h alt der Feldtheorien. Skizzierung der neuesten V ersuche der F eld- theorie auf dem Gebiet der allgemeinen R elativitätstheorie (K ontinuum m it R iem annscher M etrik und Fernparallelism us). Die Feldtheorie, welche nach meiner Ansicht die tiefste Konzeption der theoreti- schen Physik seit deren Grundlegung durch Newton ist, ist aus Faradays Kopf ent- sprungen. Wie einfach scheint diese Idee a posteriori und wie sublim ist sie doch! Statt zu denken: „Ein elektrisches Teilchen e1 wirkt auf ein zweites e2 durch den Raum hindurch und übt auf letzteres eine bewegende Kraft aus“, denkt Faraday: „Ein elektrisches Teilchen bewirkt durch seine blosse Existenz eine Modifikation des Zustandes des Raumes seiner unmittelbaren Umgebung (elektrisches Feld). Die räumliche Verteilung und zeitliche Änderung eines solchen Feldes ist beherrscht durch Gesetze, die dem Raum anhaften. Vermöge dieser Gesetze erstreckt sich das dem Teilchen e1 entspannende Feld bis zu dem Teilchen e2 und wirkt dort auf dieses.“ Diesem Gedanken entsprangen bald darauf Maxwells wunderbare Gesetze des elektromagnetischen Feldes. Hertz zeigte endgültig, dass dieser Feldtheorie gegenüber Newtons Femwirkungstheorie der Vorrang gebührte, und kurz darauf H. A. Lorentz, dass dieses Feld überall, auch im Innern der Materie seinen Sitz im leeren Raume habe, ja dass die elementaren Bausteine der Materie wenigstens in elektromagnetischer Hinsicht nichts anderes seien als Quellpunkte des elek- trischen Feldes. Dies war der Stand der Auffassung um die Jahrhundertwende. Bevor ich nun die Entwicklung der Feldtheorie weiter ins Auge fasse, möchte ich eine kurze Bemerkung über Ziel und Tendenz der theoretischen Forschung über- haupt einschalten. Die Theorie hat zwei Sehnsüchte: I. möglichst alle Erscheinungen und deren Zusammenhänge zu umfassen (Voll- ständigkeit) 2. dies zu erreichen unter Zugrundelegung möglichst weniger von einander logisch unabhängiger Begriffe und willkürlich gesetzter Relationen zwischen diesen (Grundgesetze bzw. Axiome). Ich will dies Ziel das der „logischen Einheitlich- keit“ nennen. Grob aber ehrlich kann ich das zweite Desideratum auch so aus- sprechen: Wir wollen nicht nur wissen w ie die Natur ist (und w ie ihre Vorgänge ablaufen), sondern wir wollen auch nach Möglichkeit das vielleicht utopisch und anmassend erscheinende Ziel erreichen, zu wissen, warum die Natur so u n d n ic h t a n d e rs is t. Auf diesem Gebiete liegen die höchsten Befriedigungen des wissenschaftlichen Menschen. So folgert man z. B. aus der Konzeption der molekularkinetischen 126 [3]
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