D O C . 96 R E V I E W OF R E I C H E N B A C H S B O O K 187 19 1928 DEUTSCHE LITERATURZEITUNG 1. Heft 20 W e g e e i n v r a l l g e m e i n e n k i r c h l i c h c n Ei n - h e i t , d i e n u r a u f K o s t e n d e s E v a n g e l i u m s zu h a b e n w ä r e , d a s w a h r e Z i e l e i n e r A n - n ä h e r u n g u n d V e r s t ä n d i g u n g a l l e r e v a n - g e l i s c h e n K i r c h e n , d a s Z i e l e i n e r e v a n - g e l i s c h e n Ok u m e n i z i t ä t , e n t g e g c n z u s t e 1 l en . Ob der Weg, den nun eine Reihe ein- zelner deutscher evangelischer Theologen und Kir chenmänner gegangen sind, nämlich der, im F ortsetzungsausschuß von Lausanne mit- zuarbeiten, dafür der richtige ist, kann man bezweifeln. Jedenfalls kann der Sinn dieser Mitarbeit nur sein, alle Pläne einer altkatho- lischen Einheit durch ein kräftiges Entweder- Oder zu durchkreuzen und die gegebenen Be- rührungsmöglichkeiten mit Gliedern wahrhaft evangelischer Kirchen zur Vorbereitung einer geschlossen innerevangelischen Zusammenar- beit auszunützen. Göttingen. E. H i r s c h . [1] [2] [3] [4] [5] [6] Philosophie und Pädagogik Hans Reichenbach [aord. Prof. f. Philos. an d.Univ.Berlin], P h ilo s o p h ie der R aum - Z eit-L eh re . Berlin u. Leipzig, Walter deGruyter&Co., 1928. 373 S. 8°. M. 18,—. Das Buch R eichenbachs behandelt vom erkenntniskritischen Standpunkte die Lehre von Raum und Zeit, soweit diese in die Phy- sik eingehen. Es handelt also von Raum und Zeit überhaupt, soweit die so bezeichneten Begriffskomplexe als Ordnungsschema des als »real« Gedachten dienen. Grundsätzlich Neues dürfte sich über so allgemeine Dinge schwer sagen lassen, es sei denn im Anschluß an neue begriffliche Kon- struktionen der Physik. Als solche kämen die neuesten Versuche der Quantentheorie in Betracht: sie werden aber vom Verf. noch nicht berücksichtigt, und das wohl mit Recht. Denn eine erkenntnistheoretische Sich- tung dürfte erst dann am Platze sein, wenn eine Etappe der Entwickelung im wesent- lichen fertig vorliegt. Es kommen also für des Verf.s Analyse außer der klassischen Physik nur die Neuerungen der Relativitäts- theorie in Betracht. Innerhalb des so gesteck- ten Rahmens ist der Gegenstand klar, gründ- lich und selbständig behandelt. Der Verf. unterscheidet scharf zwischen Begriffssystemen (reiner Mathematik), die ausschließlich auf »implizite Definitionen« ge- gründet sind, deren Sätze nur logisch rich- tig erschlossen sind, aber an sich keine Be- ziehung zur Realität haben, und zwischen solchen Begriffssystemen, die »Wahrheit« be- anspruchen, d. h. Aussagen über die reale Welt enthalten. Die Beziehung eines Be- griffssystems zur Welt des »Realen« wird durch die »Zuordnungs-Definition« geleistet. Es ist dies ein Hinweis des Inhaltes, was für ein Erlebnis-Ding einem Begriff entsprechen soll. Die klare Herausarbeitung der Rolle der Zuordnungs-Definition, besonders auf dem Gebiete der Relativitätstheorie ist eines der Hauptziele, die der Verf. erstrebt und er- reicht hat. ln dem ersten, über den Raum handeln- den Abschnitt hat mich besonders der Ver- such interessiert, Räume nichteuklidischer Struktur und topologischer Eigenschaften der Vorstellung nahe zu bringen. Die Theorie, daß die euklidische Geometrie der »reinen Anschauung« nachweisbar gegeben sei und deshalb für uns als Grundlage jeder Physik notwendig sei, wird auf diese Weise über- zeugend widerlegt. Für den Eingeweihten mag ein solcher Nachweis nicht mehr nötig sein, wohl aber für die Lernenden. Die nächsten beiden dem Zeitbegriff ge- widmeten Abschnitte (S. 130—242) behan- deln ausführlich, aber in leicht lesbarer Form, des Verf.s Axiomatik der speziellen Relativi- tätstheorie. Dabei ist besonders darauf Wert gelegt, klar herauszuschälen, was an der rela- tivistischen Gleichzeitigkeitsdefinition logisch willkürliche Festsetzung ist, was an ihr Hypo- these, d. h. Voraussetzung über die Beschaffen- heit der Natur ist. Ferner ist bei der Analyse des Zeitbegriffes besonders darauf geachtet, wie weit man ohne den Begriff des starren Körpers gelangen kann. Es folgt ein Abschnitt »Gravitationserfüllte Raum-Zeit-Mannigfaltigkeiten«, eine klare Analyse der Voraussetzungen der allgemeinen Relativitätstheorie. In diesem Abschnitt fin- det sich auch eine Untersuchung über die Frage: Inwiefern ist die Dimensions-Zahl et- was Objektives, d. h. in der Natur Begrün- detes ? Die Beantwortung hat allerdings nicht durchweg meinen Beifall. Aber es ist schon verdienstlich, dieser wichtigen Frage überhaupt ernsthaft näher getreten zu sein. In einem Anhang wird dann noch die Grundlage der Weyl-Eddingtonschen Theo- rien in klarer Weise dargestellt und insbe- sondere die heikle Frage der Zuordnung dieser Theorien zu der Wirklichkeit behandelt. In diesem Kap. sowie in den vorangehenden wird meiner Ansicht nach mit vollem Recht die Haltlosigkeit der These behaup- tet, nach welcher die Relativitätstheorie ein Versuch sei, die Physik auf Geometrie zurück- zuführen. Berlin. Alb. E instein. Friedrich Delekat [Lic. theol., Dr. phil., Berlin!, Von Si nn u n d G r e n z e n b e w u ß t e r E r - z i c hu ng . Ein Versuch zur Bestimmung des Verhältnisses von Christentum und Er- ziehung. Leipzig, Quelle & Meyer, 1927. 112 S. 8°. M. 3,80 geb. M. 4,80. Wollte man für dies bedeutende Buch, das nur wenige ganz verstehen werden, einen hi- storisch vielsagenden Titel suchen, so könnte [7] [8] [9] [10]
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