5 8 2 D O C . 3 9 5 O L D & N E W I D E A S O N F I E L D T H E O R Y Licht aus einer Art materieller Teilchen bestehe, die mit der ponderablen Materie durch Kräfte in Wechselwirkung stehen. Insofern kannte die Newtonsche Natur- lehre noch eine dritte Art materieller Teilchen, die allerdings erheblich andere Ei- genschaften haben mussten als die Teilchen der andern vorher genannten Materien. Sie mussten nämlich entstehen und verschwinden können. Ausserdem lehrte schon im 18. Jahrhundert die Erfahrung, dass Licht im leeren Raume eine bestimmte Aus- breitun[gs]geschwindigkeit habe, was offenbar schlecht genug in den theoreti- schen Rahmen Newtons hineinpasste. Denn warum in aller Welt sollten sich jene Teilchen nicht mit jeder beliebigen Geschwindigkeit durch den Raum bewegen können? Kein Wunder also, dass dieser theoretische Rahmen, den Newton mit so starkem und konsequentem Geiste gezimmert hatte, gerade durch die Lehre vom Licht ge- sprengt wurde. Dies geschah durch die Huygens-Young-Fresnelsche Undulations- theorie des Lichtes, die den mit aller Gewalt widerstrebenden Physikern durch die Interferenz- und Beugungs-Erscheinungen des Lichtes aufgezwungen wurde. Die Menge der Erscheinungen, die mit dieser Theorie bis in die feinsten Einzelheiten berechnet und vorausgesagt werden konnten, waren das Entzücken der Physiker und füllten gar viele gelehrte und dicke Bücher. Kein Wunder, dass die Gelehrten dabei übersahen, dass ihre Statue der ewigen Göttin Natur durch diese Theorie ei- nen dicken Sprung erhalten hatte! Denn diese Theorie stürzte ja in Wahrheit die Auffassung, dass alles Reale als bewegliche Teilchen im Raume aufzufassen sei. Die Lichtwellen waren ja doch nichts anderes als undulatorische Zustände des lee- ren Raumes, der damit aufhörte, die passive Rolle der Bühne des physikalischen Geschehens zu spielen. Dieser Riss wurde verkleistert und unsichtbar gemacht durch die Aetherhypo- these. Man erfand den alles durchdringenden, den ganzen Raum erfüllenden Ae- ther und sah ihn als eine neuartige Materie an. So konnte man übersehen, dass man auf diese Weise den Raum selbst lebendig gemacht hatte. Dass dem aber so war, ist klar denn man dachte sich ja den Aether als eine Materie, die an keinem Orte weg- genommen werden konnte. Er war also gewissermassen der Raum selbst, d. h. ein mit dem Raum notwendig Gegebenes. Das Licht war damit als ein dynamischer Prozess aufgefasst, den der Raum gewissermassen selbst durchmachte. Die Feld- theorie war damit geboren als ein illegitimes Kind der Newtonschen Physik, das allerdings zunächst mit Geschick als ein legitimes ausgegeben wurde. Um sich dieses Wandels der Auffassung voll bewusst zu werden, bedurfte es eines ganz originalen Geistes, dessen Blick unmittelbar auf das Wesenhafte gerich- tet war, eines Geistes, der nicht im Formalen stecken blieb es war der begnadete Faraday. Sein Sinn sträubte sich gegen die Konzeption der unvermittelten [p. 8]
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