D O C . 3 9 5 O L D & N E W I D E A S O N F I E L D T H E O R Y 5 8 3 Fernkraft, die ihm dem Charakter aller elementaren Wahrnehmung nicht zu ent- spr[echen] schien. Wenn eine erste elektrische Masse eine zweite anzieht oder ab- stösst, so war ihm dies nicht bedingt durch eine unmittelbare Wirku[ng] von der ersten auf die zweite, sondern durch eine mittelbare Wirkung. Die erste Masse ver- setzt den Raum zunächst in ihrer unmittelbaren Umgebung in einen gewissen Zu- stand, der sich nach einem gewissen räumlich-zeitlichen Ausbreitungsgesetz den entfernteren Raumteilen mitteilt. Diesen Zustand des Raumes nannte man das „elektrische Feld“. Die zweite Masse erfährt dadurch eine Kraftwirkung, dass sie sich im Felde der ersten befindet und umgekehrt. So ward ein im „Felde“ ein Mittel-Begriff gebildet, der die Idee der Fernwirkung unnötig mach[te.] Farday hatte auch den kühnen Gedanken, dass sich Felder von erzeugen[den] Massen un- ter geeigneten Umständen ablösen und als freie Felder den Raum durcheilen könn- ten so fasste er die Natur des Lichtes auf. Maxwell fand dann das wunderbare, uns Späteren nun einfach erscheinende mathematische Formelsystem, das endgültig die Brücke schlug zwischen der Theorie des Elektromagnetismus und der des Lich- tes. Es ergab sich, dass Licht aus rasch oszillierenden elektromagnetischen Feldern bestehe. Als dann Hertz in den 80-er Jahren des 19. Jahrhunderts die Existenz der elek- tromagnetischen Wellen und deren Wesensgleichheit mit dem Lichte durch seine wunderbaren Experimente dargethan hatte, vervollständigte sich allmählich der Umschwung der Geister auf dem Gebiete der Physik. Man gewöhnte sich allmäh- lich daran, als letzte physikalische Realität die physikalischen Raumzustände an- zusehen, besonders nachdem die tiefgreifenden theoretischen Forschungen H. A. Lorentz’ gezeigt hatten, dass selbst die im Innern ponderabler Körper befindlichen elektromagnetischen Felder im Wesentlichen nicht Zustände dieser Materie son- dern des leeren Raumes seien, in welchem sich die Atome der Materie in loser Ver- teilung befinden. Gegen die Jahrhundert-Wende fing man an, den Dualismus der Theorie störend zu empfinden, der darin bestand, dass man als fundamentale Realitäten in der Physik das Feld einerseits, die materiellen Teilchen andererseits einführte. Es ist ganz natürlich, dass man nun zu versuchen anfing, die materiellen Teilchen als Feld-Gebilde, nämlich als Stellen besonders konzentrierter Felder aufzufassen. Eine derartige Konstruktion der Teilchen auf Grund der Feldtheorie wäre ein gros- ser Erfolg, der aber trotz aller Bemühungen der Wissenschaft vorenthalten blieb. Es muss sogar gesagt werden, dass dieser Dualismus heute schärfer und störender besteht als noch vor einem Jahrzehnt. Es hängt dies mit der stürmischen neuesten Entwicklung der Quantentheorie zusammen, in welcher Begriffe der Kontinuum- Theorie (Feldtheorie) und wesentliche diskontinuierliche Auffassungen der ele- mentaren Gebilde und Vorgänge um den Vorrang streiten. [p. 9] [p. 10]