1 8 V O L . 1 4 , D O C . 1 a A P P E A L F O R J E W I S H L I B R A R Y Vol. 14, 1a. Appeal for the Jewish National and University Library[1] [Berlin, on or after 1 April 1923][2] Der Aufbau des neuen Jüdischen Palästina kann nicht bloss ein materielles Werk sein. Wie der Körper des Jüdischen Volkes, so muss seine Seele eine neue Heimat haben. Indem ihr ein geistiges Zentrum in der geschichtlichen Hauptstadt[---] Stätte der alten Volksgeschichte gegeben wird, wird sie aufhören, unstet in der Welt zu hangen. An der hebräischen Kultur des neu werdenden Volkes im alten Heimat- lande wird die jüdische Seele den Halt finden, der ihr in den Jahrhunderten tiefsten Elends abhanden gekommen ist. Die Krönung dieses Kulturwerks und zugleich ihre tiefste Grundlage ist die Schaffung der hebräischen Universität in Jerus- laem, die jetzt in Angriff genommen wird.[3] Die wichtigste Vorbedingung jeder Universität, aber auch aller aufbauenden Kulturarbeit ist die Schaffung der wissenschaftlichen Bibliothek.[4] Wer die Uni- versität will, muss helfen die Bibliothek zu errichten. Anfänge dazu sind vorhan- den. Aber noch sind istdiese bei weitem nicht imstande den Bedürfnissen und Anforderungen zu genügen, die an die Bibliothek gestellt werden müssen. Vor allem ist das kleine Haus, in dem sie untergekommen ist, längst überfüllt, und auch die hinzugenommenen Mietsräume werden nur für ganz kurze Zeit den immer wachsenden Anforderungen einigermassen genügen.[5] Es ist jetzt die höchste Zeit, den Bibliotheksbau im Zusammenhange mit der Universitätsgründung zu schaffen. Das Haus muss sofort errichtet werden. Die Wolffsohn-Stiftung hat es übernommen, diesen Bau einzuleiten und durchzu- führen.[6] Aber sie und die Leitung der Bibliothek[7] bedürfen dringend der warm- herzigen Unterstützung aller Freunde jüdischer Kultur. Wer die Wichtigkeit eines nationalen Bücherschatzes versteht, wer da weiss, dass es keine Volksbildung giebt, die nicht von der hohen und höchsten Bildung genährt und befruchtet wird, wer die Universität schaffen gründen, wer der jüdischen Seele eine Heimat schaf- fen will, wird sich der ernsten Pflicht nicht entziehen, mitzuwirken am Aufbau der Universitäts- und National-Bibliothek zu Jerusalem. A. Einstein.[8] TDftDS. [124 380]. On letterhead “Gesellschaft der Freunde der Jerusalem-Bibliothek. Berlin NW 52 Flemmingstraße 12.” Emendations in the hand of Heinrich Loewe. [1] The library had evolved from a small public library established by Bnai Brith in 1892. Its own- ership was transferred to the Zionist Organisation in 1920, and Hugo Bergmann (1883–1975) was appointed as its first director. After the opening of the Hebrew University in April 1925, the Jewish National Library became the Jewish National and University Library (see Schidorsky 1999, p. 33). [2] Dated by the fact that the Gesellschaft der Freunde der Jerusalem-Bibliothek was founded in
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