Vol. 1, 15a. To Marie Winteler[1] [Aarau,] Dienstag. [14 January? 1896][2] Mein liebes Mariechen! O, bei uns ist es jetzt so öd, so öd geworden, seit Sie uns durchgebrannt sind [3] und in meinem Hirn noch viel, viel öder und dümmer. Mein Kind scheint auch fast wie gestorben & es will nicht mehr mit mir hinaus aus dem Qualm des gemeinen Lebens.[4] Fast ist es, als ob Sie die Seele mit sich fortgenommen hätten, die Sie ihm vorher gegeben hatten. Und doch muß jetzt der Gedanke an Sie ersetzen, was Ihr liebes Selbst in so verschwenderischer Weise an Anregung geboten hat—aber Gott Lob & Dank nur bis nächsten Samstag! Ihr liebes Kärtchen ist im Triumph empfangen worden. Sie ist im ersten Gefühl der Selbstständigkeit und des freien Schaffens in allerliebst fröhlichem Ton gehal- ten. Jetzt würde ich Sie beneiden, wenn ich Sie überhaupt beneiden könnte. Nun liegt das Schwerste schon hinter Ihnen & Sie haben sich gewiß schon mit Ihrer Herde von Schulkindern befreundet. O Wenn ich nur auch hier & da ein we- nig von den lieben, bösen Blicken haben könnte, die Sie diesen Bengelchen in Hül- le & Fülle zuwerfen! Robert[5] hat Ihnen schon heut Früh meuchlings geschrieben & mir gar nix da- von gesagt ist das nicht himmelschreiend?[6] Nun Sie wissen ja, daß bei manchen Menschen (wie bei uns zwei zum Beispiel) vom Herzen zur Feder ein gar weiter Weg ist! Ich bin schrecklich neugierig auf Ihre kommenden Briefchen. Schreiben Sie na- türlich nur an „Familie W. samt Anhängseln. Sie haben ja soviel zu thun, armes Kind. Viele, viele herzliche Grüße & viel Glück für Ihr liebes Herzchen von Ihrem (das wissen Sie schon) Albert. ALS (SzBHM, Nachlass Familie Winteler, 62824). [95 698]. [1]Winteler (1877–1957) was the daughter of Jost and Pauline Winteler, with whom Einstein lodged during his time at the Aargau Kantonsschule in Aarau between October 1895 and October 1896. [2]Dated on the assumption that this was written soon after Marie’s initial arrival in Niederlenz around 15 January (a Wednesday), given that Einstein mentions her first postcard to him and her early encounters with her pupils. The letter was possibly enclosed in an envelope (SzBHM, Nachlass Fami- lie Winteler, 62848) [95 781] addressed “Fräulein Marie Winteler Lehrerin Niederlenz” and post- marked “Aarau Brf. Exp. 15.I.96.XI—” with secondary postmark “Niederlenz 15 I 96,” probably in Pauline Winteler’s hand. [3]Marie was presumably employed as a substitute teacher at the Unterschule in the town of Nie- derlenz, which lies 12 km east of Aarau. The regular teacher at the Unterschule during the 1895/1896 school year was Luise Frank (see Basler 1961, p. 95). [4]Possibly a reference to Einstein’s violin (see Marie Winteler to Einstein, 4–25 November 1896 [Vol. 1, Doc. 29]).
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