8 0 4 D O C U M E N T 5 1 3 A P R I L 1 9 2 7 513. From Niels Bohr [Copenhagen,] 13. April 27. Lieber Einstein, Vor seiner Ferienreise zu den bayrischen Gebirgen hat Heisenberg mich gebeten, Ihnen ein Exemplar der von ihm erwarteten Korrektur einer neuen Abhandlung in der Zeitschrift für Physik zu schicken,[1] da er hoffte, dass sie Sie interessieren wür- de. Diese Abhandlung, die ich hiermit schicke, bezeichnet wohl einen äusserst bedeutungsvollen Beitrag zu der Diskussion der allgemeinen Probleme der Quan- tentheorie. Da der Inhalt in enger Beziehung steht zu den Fragen, die ich die grosse Freude gehabt habe einige Mal mit Ihnen zu diskutieren, zuletzt während den un- vergesslichen Tagen in Leiden bei der Lorentzfeier,[2] möchte ich gerne die Gele- genheit benutzen einige Bemerkungen mitzuschicken, die in Berührung stehen mit dem Problem das Sie neuerdings in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie erörtert haben.[3] Seit lange ist es ja erkannt, wie innig die Schwierigkeiten der Quantentheorie mit den Begriffen oder vielmehr mit den Worten verknüpft sind, die bei der gewöhnlichen Naturbeschreibung benutzt werden, und die alle in den klassischen Theorien ihren Ursprung haben. Diese Begriffe geben uns ja nur die Wahl zwischen Charybdis und Scylla je nachdem wir unsere Aufmerksamkeit auf die kontinuierliche oder diskontinuierliche Seite der Beschreibung richten. Gleich- zeitig fühlen wir doch, dass die durch unsere eigenen Gewohnheiten bedingten Hoffnungen uns hier in Versuchung führen, da es ja bisjetzt immer möglich gewe- sen uns zwischen den Realitäten schwimmend zu halten, so lange wir bereit sind, jeden gewohnten Wunsch als Opfer zu bringen. Eben dieser Umstand, dass die Begrenzung unserer Begriffe so genau mit der Begrenzung unseres Beobachtungs- vermögens zusammenfällt erlaubt, wie Heisenberg betont, Widersprüche zu vermeiden. In Verbindung mit der Lichtquantenfrage ist es dann wesentlich die wohlbe- kannten Paradoxen mit der physikalischen Begrenzung des Begriffs eines mono- chromatischen ebenen Wellenzugs in Verbindung zu bringen. Rein geometrisch gehört ja zu der Beschreibung eines Wellenzuges eine gewisse Unbestimmtheit der Wellenlänge, die eine Beschreibung der endlichen Ausdehnung in der Fortpflan- zungsrichtung erlaubt, ebenso wie eine Ungenauigkeit in der Parallelität der Strah- len eine Begrenzung des Querschnitts des Wellenzugs bedingt alles nach den wohlbekannten Gesetzen der optischen Zeitbestimmung und der Abbildung durch optische Instrumente. Wird die Unsicherheit der Schwingungsfrequenz mit Δν be- zeichnet, so ist ja die Zeit, welche die Wellen brauchen um eine bestimmte Stelle zu passieren, mindestens von der Grössenordnung . Bezeichnet ferner Δλ Δt 1- Δν ------ =