3 8 0 D O C U M E N T 2 2 4 M A R C H 1 9 2 6 224. From Hans Reichenbach [Stuttgart-Ostheim, Teckstrasse 75,] 16. III. 26. Lieber Herr Einstein, Sie werden erfahren haben daß trotz der Bemühungen von Herrn Planck und Laue meine Umhabilitation nach Berlin immer noch nicht fertig ist, und es sich noch nicht übersehen läßt, ob sie überhaupt zustande kommt.[1] Es ist nun wohl nicht möglich, hierin irgend etwas zu tun, und ich möchte der Sache gern ihren Lauf lassen, wie sie eben läuft. Aber ich möchte jetzt auf das Gespräch zurückkom- men, das ich im Herbst mit Ihnen hatte, ob sich nicht vielleicht in Amerika eine Stellung für mich fände. Ich habe jetzt in Erfahrung gebracht, daß es in Berlin ein Amerika-Institut gibt,[2] Dorotheenstr, im Hause der Staatsbibliothek. Leiter ist ein Dr. Bertling.[3] Dies Institut vermittelt speziell den Austausch von Wissenschaftlern mit Amerika. Dort wird man jedenfalls erfahren können, wo Leute gebraucht werden. Ich wollte nun an Sie die Bitte richten, ob Sie vielleicht sich telefonisch oder brieflich da mal erkundigen können. Ich fürchte, wenn ich es selbst mache, ist der Plan sofort zum Scheitern verdammt auch könnte die Berliner Fakultät es mir verübeln, wenn ich selbst etwas anderes unternehme. Am liebsten ginge ich ja auf beschränkte Zeit hinüber. Sehr gern würde ich auch an dem Philosophenkongreß kongreß teilnehmen, der im September in Amerika stattfindet. Dort wird vermutlich auch über die philosophischen Probleme der Rel. Th. gesprochen werden, und da wäre ich sehr gern dabei, denn wenn als einziger „Fachmann“ auf diesem Gebiet von deutscher Seite Herr Driesch hingeht[4] (wie ich bestimmt erfahren habe), werden die Amerikaner eine schlimme Vorstellung bekommen. Ob es sich nicht einrichten ließe, daß ich von der Regierung oder ir- gend einer Stiftung das Reisegeld dazu bekomme? Wie mir Herr Philipp Frank aus Prag schrieb, habe ich jetzt eine Aussicht, dort einen Lehrstuhl zu bekommen, aber selbst im günstigen Fall wird sich das noch sehr lange hinziehen. Wenn ich inzwischen in Amerika wäre, so wäre mir das aus menschlichen und wissenschaftlichen Gründen überaus wertvoll. Die Welt ist hier doch so schrecklich eng. Ich habe jetzt Ihre letzte Arbeit zur erweiterten Rel. Th. genauer gelesen,[5] aber ich kann auch da das Gefühl des Künstlichen nicht los werden, das allen diesen Versuchen seit Weyl anhaftet.[6] Die an sich doch sehr tiefe Idee, den affinen Zu-
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