2 0 8 D O C U M E N T 1 1 9 N O V E M B E R 1 9 2 5 119. From Werner Heisenberg Göttingen, Bunsenstr. 9., den 30. 11. 1925. Hochverehrter Herr Professor! Haben Sie für Ihren freundlichen Brief den herzlichsten Dank! Da das, was ich im letzten Brief[1] über Nullpunktsenergie u.s.w. schrieb, leider noch sehr unklar war, möchte ich gern nocheinmal ausführlicher über dieses Problem schreiben, da ich inzwischen noch etwas darüber nachgedacht hab. Im voraus möcht ich bemer- ken, dass ich die Analogie zwischen [---] festem Körper und Hohlraum keineswegs ablehne, sondern vollständig durchführen möchte.[2] Also beim einfachen Problem des Oszillators kommt die Nullpunktsenergie folgendermassen zu Stande: der Normalzustand des Oszillators ist dadurch defi- niert, dass die Strahlung dort verschwindet, d. h., dass also diejenigen Komponen- ten der Matrix, die Übergängen vom Normalzustand nach Zuständen tieferer Energie entsprechen, Null sind. Ganz allgemein ist das die Definition des Normal- zustandes, dass in ihm die Strahlung (d. h. also zunächst die betr. Komponenten der Matrix, dann indirekt die Möglichkeit der Energieabgabe) verschwindet. Also scheint es mir an sich schon deswegen künstlich, von Nullpunktstrahlung zu spre- chen, da ja eben die Intensität aller wirklichen Strahlung im Normalzustand ver- schwindet. Diese Definition des Normalzustandes bringt es aber nun mit sich, dass die Energie beim Oszillator, vorausgesetzt, dass man sie nach der (matrizenmässi- gen Formel)[3] deutet, den Wert für den Normalzustand ergibt. Gegen diese Ableitung lässt sich offenbar anwenden, dass dieses Resultat oder allgemein doch rein formal sei und keinen physi- kalischen Sinn habe, da ja doch stets nur Energiedifferenzen gemessen werden kön- nen und andere Zustände als die stationären überhaupt nicht vorkommen d. h. das wäre eine völlig unwesentliche additive Konstante, die insbesondere auch im Normalzustand, wo die Strahlung verschwindet, nie nachgeprüft werden könne, da ja diese Energie niemals abgegeben werden kann. Dieser Einwand wäre m. E. durchaus richtig, wenn es sich nur um den harmonischen Oszillator handelte. An- ders aber, wenn z. B. der harmonische Oszillator durch Schwingungen zweier Ato- me oder vieler Atome gegen einander approximiert wird. Denn dann fallen für 1 2m ------- p2 ω2q2) + ( E = 2 ----- - E 2 ----- - = E n 1 --· - + © § = 2 ----- - 2 ----- -
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