6 3 4 D O C U M E N T 4 1 5 N O V E M B E R 1 9 2 6 herum und Du wirst entdecken, daß dieses „warum?“ hinter jedem Dinge lauert und jede Tätigkeit durchkreuzt und es am besten ist, sich gar nicht darum zu küm- mern. Eine Betrachtung, mit der ich meinen Wortschwall vorzeitig schließen will, um mich vor meinen Exzessen zu bewahren. Viele Grüße: Dein Teddy. ALS. [144 483]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document. [1]Year determined by the reference to Eduard’s visit to Berlin over a year previously (see Doc. 25). [2]Otto Braun died in 1918 on the western front at the age of twenty-one, and the selection of texts Braun, O. 1920 was published posthumously (see Sieg 2008, p. 138). [3]Eduard had visited Einstein in Berlin in mid-July 1925 (see Doc. 25). [4]Poincaré (1854–1912) had been Professor of Mathematics at the Sorbonne. [5]Antiquated form of “Gebresten,” i.e., affliction. [6]Schopenhauer. Nietzsche. Oscar Wilde (1854–1900). 415. To Eduard Einstein [Berlin, between 14 November and 12 December 1926][1] Lieber Tete! Wenn ich Deine Briefe lese, dann werde ich sehr an meine Jugend erinnert. Da ist man so geneigt, sich in Gedanken der Welt gegenüberzustellen. An allem misst man seine Kräfte, wechselt zwischen Verzagtheit und Selbstsicherheit. Man hat das Gefühl, dass das Leben unendlich ist und ¢stets² dass alles, was man thut und denkt so wichtig ist. Ja man empfindet so wie wenn man der erste und einzige Kerl wäre, der all dies so durchmacht. Dieser Heroismus ist aber ziemlich penibel und kann nur durch Humor korrigiert werden und dadurch, dass man irgendwo an der sozi- alen Maschine mitdreht. Was Du aber über den Unwert der geistigen Produktion sagst, kann ich nicht unterschreiben.[2] Es ist natürlich ein unwiderlegbarer Standpunkt, wenn man Wer- te überhaupt ablehnt—konsequen[ter] Pessimismus bzw. Nihilismus. Wenn man aber die Gesellschaft und weiter das Lebendige überhaupt werten will und sich dar- über freut, dass es Bewusstsein gibt, dann kann man nicht umhin, die höchste Stufe des Bewusstseins als höchstes Ideal anzuerkennen. Eudämonismus ist trostloses Sauherdenideal. Wir wollen, dass die Geschöpfe nicht ohne Not geplagt werden, aber dies allein ist kein Ziel, das das Leben lebenswert machen kann. Denn die Bi- lanz von Glück und Schmerz bleibt eher negativ, sodass das Ziel vielleicht durch