2 3 4 D O C U M E N T 1 3 2 D E C E M B E R 1 9 2 5 132. From Pascual Jordan Göttingen, Bunsenstr. 9., den 15. Dez. 1925. Hochverehrter Herr Professor Einstein! Durch eine Erkrankung bin ich längere Zeit behindert gewesen, Ihnen für Ihren freundlichen Brief herzlich zu danken.[1] Jetzt bin ich seit etwa einer Woche wieder gesund, aber ich habe die Antwort noch verschoben, weil ich über die Nullpunkts- energie noch einiges überlegen wollte. Aber ich bin nicht dazu gekommen, und werde auch vorläufig nicht Zeit haben, daran intensiver zu arbeiten, da ich sehr in Anspruch genommen bin (ich bin Mitarbeiter an einem Franckschen Buch über Elektronenstöße usw.) [2] Ende Januar etwa hoffe ich wieder mehr Zeit zu haben. Meine Meinung von der Nullpunksenergie des Hohlraums ist etwa die, daß sie ei- gentlich nur eine formale Rechengröße ohne unmittelbare physikalische Bedeu- tung ist physikalisch definierbar ist eben nur die auf T = 0 bezogene thermische Energie die Schwankungen, die formal als Schwankungsquadrat von thermischer + Nullpunksenergie berechnet sind, sind natürlich identisch mit den Schwankungen der thermischen Energie.[3] Die Berechnung des Strahlungsdruckes auf die Hohl- raumwände würde nach unseren Formeln vielleicht auch einen Nullpunkts-Anteil geben aber das zeigt eben nur, glaube ich, daß wir die Formeln der Elektrodyna- mik etwas ungeschickt interpretiert haben, die wirklichen physikalischen Feldgrö- ßen sind ¢wahrscheinlich² sicherlich immer nur die „thermischen Anteile“. Man muß nun natürlich einmal systematisch zeigen, daß diese thermischen Anteile, die sonach als die wirklichen Feldgrößen anzusehen sind, auch die nötigen relativisti- schen Tensoreigenschaften besitzen ich will, sobald ich Zeit habe, eine systemati- sche Matrizentheorie des elektromagnetischen Feldes zu überlegen versuchen. Das oben gesagte, daß immer die Nullpunktsanteile von den Feldgrößen fortzulassen seien, (was zunächst sehr häßlich aussieht) wird übrigens, wie ich glaube, eine ganz natürliche und vernünftige Form annehmen, wenn man eine Formulierung der Matrizentheorie zugrunde legt, die von Born in Amerika mit dem Mathematiker Wiener ausgearbeitet ist,[4] und welche eine ganz einheitliche Behandlung nicht nur der periodischen sondern auch der aperiodischen Bewegungen (z. B. der bis- lang unzugänglichen Translation) erlaubt. Natürlich wird man nicht zweifeln, daß eine solche Theorie immer noch weit entfernt bleibt von dem Ideal, welches man sich von einer Theorie des Lichtes machen möchte: eine vertiefte Lichtquanten- theorie, in der eine kontinuierliche Welt und überhaupt kontinuierliche Größen gar- nicht mehr vorkommen. Aber ich glaube, daß man doch einen Fortschritt mit einer Matrizentheorie der Maxwellschen Gleichungen erreichen kann. Man muß die ge- wöhnlichen Interferenzversuche erhalten wie in der klassischen Theorie dagegen alle Interferenzschwankungen natürlich anders. Ich habe auch eine stille Hoffnung,
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