D O C U M E N T 1 4 5 J A N U A R Y 1 9 2 6 2 5 3 der geistige Schwerpunkt des Judentums liegt, d. h. ausserhalb Palästinas. Diese Erwägungen waren es, die uns zur Erkenntnis der unbedingten Notwendigkeit ei- ner vorläufigen Zweiteilung der Verwaltung führten. Die Aufgabe des Präsidiums, dem die Leitung der Geschäfte des Kuratoriums übertragen worden ist, soll nun eben die sein, vor allem darauf hin zu arbeiten, dass die Universität von Anfang an den Charakter eines wissenschaftlich absolut vollwertigen Instituts erhält, ihr durch die Mitarbeit des Kuratoriums und des Akademischen Rates das zu ersetzen, was einem solchen Institut in einem [neuen] Lande notwendigerweise zuerst fehlen muss: die intellektuelle Atmosphäre, die Mitarbeit erfahrener wissenschaftlicher Köpfe, jenes geistige Fluidum, von dem die Intensität aller wissenschaftlichen Ar- beit abhängt und das sich normalerweise nur allmählich entwickeln kann. Nur so schien es uns auch möglich, der Universität von Anfang an das hohe geistige Ni- veau zu sichern, dessen sie bedarf, damit sie die besten Köpfe der jüdischen Ge- samtheit als Lehrer und Schüler an sich ziehen kann und damit sie für die gesamte Judenheit eine den Universitäten der anderen Kulturkreise ebenbürtige Geistesstät- te werden kann. Und wir mussten auf diesem Wege gehen, weil uns dieses Ziel für den ganzen Sinn dieser Anstalt als entscheidend erschien: diese Universität darf niemals bloss eine palästinensische Landesuniversität werden.[5] Unter den gegen- wärtig obwaltenden Umständen hätte sie als solche überhaupt keinen Sinn. Ich habe diese Erwägungen im vergangenen Sommer in Genf Herrn Marshall dargelegt, der sich dieser Auffassung auch anschloss.[6] Ich hege gar keinen Zwei- fel, dass der in München angenommene Verwaltungsmodus, der nach der ganzen Sachlage einzig mögliche ist, auf dem auch die endgültige Verfassung der Univer- sität aufgebaut werden muss. Mit ausgezeichneter Hochachtung P. S. Es wäre mir sehr ¢wichtig² lieb, wenn ich mit Ihnen einmal ¢mündlich² die- se wichtigen Dinge besprechen könnte. Vielleicht ergibt sich einmal die Möglich- keit, wenn Sie sich in Europa aufhalten.[7] TLC (IL-JeCZA, L12/147I). [37 729]. The letter is addressed “Herrn Felix Warburg. New York.” [1]Warburg (1871–1937) was a German-born American-Jewish banker and philanthropist. He was a partner in the banking firm of Kuhn, Loeb & Co., chairman of the American Joint Distribution Com- mittee, and a member of the BOGHU. [2]The second meeting of the BOGHU had taken place in Munich on 23–24 September 1925 (see Doc. 142, note 1). Five weeks earlier, Einstein had expressed his willingness to “explain” to the uni- versity’s American supporters, if necessary, his position in regard to the recent discussions on the administration of the university and his displeasure with the actions of Judah L. Magnes (see Doc. 117). [3]The definition of the university’s administrative bodies that follows correlates closely with the original minutes of the second meeting of the BOGHU, prepared by Leo Kohn and authorized by Ein- stein (see Minutes of the Second Meeting of the Hebrew University’s Board of Governors, Munich, 23 September 1925 [IL-JeCZA, L12/83/1/1]).
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