1 4 2 D O C U M E N T 8 2 S E P T E M B E R 1 9 2 5 hatte als dieses.— Als ich nach der Akademie ueber die Sache nachdachte stand sie etwa so vor mir: sollte es wirklic[h] nöthig werden, dass ich um Kramers nach Hol- land zu bekommen von Leiden nach Utrecht übergehe so wird mich die Utrechter Fakultät auch gegen den Protest von O. doch nehmen und mit ein wenig Anspan- nung von meiner Seite würde es mir schon gelingen O. mit mir zu versöhnen. Mehr lag mir eigentlich im Magen, dass ich dem Burger vor der Nase sitzen würde aber daran WOLLTE ich einfach vorläufig nicht denken.------ Nun ich begreife nicht wie O. der sich so wirklich wüthend gegen Kramers Berufung wehrt, mich wirklich und wahrhaft mit offenen Armen empfängt (das sehr ausführliche und theilweise ganz gehörig mit Aufrichtigkeiten gespickte gespräch zwischen uns dreien über- zeugte mich davon!)—nun das begreife ich nicht und darüber war nichts rechtes aus ihm herauszukriegen. Du siehst der Teufel ist los— Ich will Dir keine streng formulierten Fragen vor- legen möchte aber wissen, was Du denkst. Hier nur einige Daten, nicht sehr gut geordnet speziell nicht, was ihre Dignität betrifft.— Dass Lorentz[5] mich nach Leiden gerufen hat, gehört zu den allerglücklichsten meiner Erlebnisse und zugleich ist es das was mich am schwersten bedrückt Und Du wirst begreifen, dass diese Kramersfrage diesen immer vorhandenen Druck ganz enorm steigert. Ich will diesen Platz nicht verlassen, wenn ich nicht nach aller menschlicher Voraussicht erwarten darf, dass derjenige der mir folgt durch seine wissenschaftli- chen und auch durch seine menschlichen Eigenschaften eine Blühte im theoretisch- physikalischen Leben hier bewirken wird. Ich vertraue in dieser Beziehung auf Kramers. Ich verlasse mich darauf, dass Du wenigstens in den erstkommenden 5–6 Jahren keine[s]falls Leiden untreu werden wirst gleichgültig ob ich hier oder in Utrecht sein werde. Wir würden es ja so einrichten können, dass wir soweit Du das wünscht ¢immer² gleichzeiti[g] in Leiden sind. Eine wirklich ernste Sorge bereitet mir folgende ökonomische Frage: das Ver- lassen unseres Hauses und der Neuaufbau selbst nur einer kleinen Wirtschaft in Utrecht wird mich, fürchte ich, wieder in all die elende Schuldenmisere stürzen aus der ich mich nur erst vor einem Jahre gerettet habe. (Du weisst dass alle Professo- ren in Holland das Gleiche Salaris empfangen also keine Deckung der Verluste möglich ist die ich befürchte aber vielleicht überschätze.—) das fatale ist, dass Wassiks Verpflegung zwischen 1500 und 2000 Gulden per Jahr kostet.[6] Bei allen grossen Differenzen und Meinungsverschiedenheiten können O. und ich einand[er] doch eigentlich sehr leicht VERSTEHEN. Wir würden vielleicht manche Conflicte mit einander haben—aber warum? Weil wir im selben Raum Le- ben und nicht in verschiedenen Weltexemplaren.
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