DOC. 438 ON R A D I A T I O N B I O L O G Y 673 Beitrag Einstein J. F. Bergmann, München Lazarus, Strahlentherapic I I Spamersche Buchdruckerei in Leipzig 1. Korr. Spalte 1-3 Mskr. 1-6 17. 2. 1927 1 Physikalische Fragen1). [2] Von Albert Einstein. I . W as geschieht m it der S trahlung von der Quelle bis zur A bsorp- tion? Kommen den einzelnen S tra h le n arte n (α, ß, γ ) und insbesondere den innerhalb des Röntgenspektrums spezifische Eigenschaften in bezug auf physi- kalisch-chemische Vorgänge zu oder ist die Strahlenwirkung nur abhängig von dem Quantum der pro Volumeneinheit absorbierten Strahlungsmenge ? Bezüglich der F o rtp flan zu n g verhalten sich α -, ß - und γ-Strahlen bzw. Rönt- genstrahlen insofern gleich, als die Fortpflanzung praktisch geradlinig erfolgt. Bezüglich der Absorption verhalten sich α- und β-Strahlen verschieden von den γ- und Röntgenstrahlen, α - und β-Strahlen (K orpuskularstrahlen) veranlassen längs der Bahn jedes Teilchens eine (perlschnurartige) Reihe von Ionisationspro- zessen, wobei das Teilchen nach und nach seine Geschwindigkeit verliert. Am Ende der Bahn eines Teilchens sind die Absorptionsprozesse am dichtesten, am Anfang am wenigsten. Die γ- und Röntgenstrahlen sind zwar auch Korpuskularstrahlen vergleichbar wegen Bestehens aus g erich teten E lem entarprozessen und ge- radliniger Ausbreitung aber der Elementarprozeß erschöpft seine Energie nicht in der Weise, daß er längs seiner Bahn eine K ette von Ionisierungen erzeugt sondern er wird als solcher durch einen einzigen vollkommen lokalisierten Ele- mentarakt vernichtet. Es gibt drei verschiedene Sorten solcher Elementarakte der Vernichtung: a) A bsorption. Verschwinden des γ-Elementaraktes unter Ausstoßung eines Elektrons aus dem Atom, welches die Absorption des γ-Elementaraktes besorgt. Dies Elektron wirkt dann als β-Strahl nach irgendeiner Richtung weiter und be- wirkt eine Ionisationskette, wie es ein β-Elementarstrahl tut. b) C om ptoneffekt. Ein Atom nimmt die ganze Energie des Elementaraktes [3] auf und teilt sie in zwei Teile. Der eine T eil geht als ß-Strahl mit einem Elektron fort, der andere geht als sekundärer, w eicherer γ-Elementarstrahl fort. Beide sekundären Elementarakte haben praktisch willkürliche Richtung. c) E igentliche Z erstreuung. Ein getroffenes Atom verwandelt den γ-Ele- mentarakt in einen solchen von anderer Richtung und gleicher Härte. Bei Röntgenstrahlung ist a) vorherrschend und für die medizinische Ver- wendung praktisch allein wirksam. Bei γ-Strahlen spielt b) eine mindestens gleich- wertige Rolle. In allen Fallen besteht das physikalische Endergebnis der Strahlung in einer Anzahl Io n isatio n sak te, deren chemische Folgeprozesse das biologisch Wirksame der Bestrahlung ausmachen dürften. 1) Aus der Fülle der Strahlenprobleme hat der Herausgeber die folgenden 5 Fragen herausgegriffen, welche ihm für die Strahlenbiologie und -therapie von besonderer Be- deutung zu sein scheinen. In dankenswerter Weise hat Herr Prof. E i n s t e i n sich der Mühe unterzogen, diese Frage für unser Werk zu beantworten.