7 3 0 D O C U M E N T 4 6 5 J A N U A R Y 1 9 2 7 geglaubt, nach dem so reizvollen Leben in Japan in sehr nüchterne Verhältnisse zu kommen, wie man sich die amerikanische Großstadt vorstellt. Man wohnt aber hier in einem Vorort, in behaglichen, fast ländlichen Verhältnissen, in hügliger Gegend und reizvoller Natur, mit schon südlicher Vegetation. Auch die Bevölkerung hat in ihrer Gemütlichkeit einen südlichen Einschlag, nicht nur [die] Massen, sondern auch die gebildeten Kreise, es ist hier so ein bisschen wie Süddeutschland, wenn man New York und Boston mit Norddeutschland vergleichen wollte. Wenn ich auch kaum zu hoffen wage, Sie hier zu sehen, so erfülle ich doch mei- nen Auftrag, Sie anzufragen, mit besonderer Genugtuung. Meine Familie erzählte mir von den angenehmen Stunden, die sie mit Ihnen verlebte.[6] Ich hoffe, daß Sie den japanischen Überfall in freundlicher Erinnerung haben.[7] Ich höre, daß unser junger Freund Suzuki-san Sie aufgesucht hat. Es wür- de mich sehr interessieren, Ihr—wirkliches, nicht durch japanische Höflichkeit ge- färbtes—Urteil über die Geige zu hören, die er Ihnen mitgebracht hat.[8] Der alte Suzuki ist ein sehr interessanter, urjapanischer Herr vom alten Schlage.[9] Trotz- dem er seit 40 Jahren das unjapanischste aller Instrumente, die Geige, fabriziert, hat er für europäische Musik nicht das allermindeste Verständnis, und ist [do]ch gleichzeitig ein sehr sachverständiger Beurteiler des Klanges einer Geige. In Erwartung Ihrer freundlichen Antworten und mit den besten Empfehlungen auch an Ihre Frau Gemahlin[10] bin ich Ihr ergebenster Leonor Michaelis ALS. [47 618]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document. [1]Michaelis (1875–1949) was a German-Jewish biochemist, physical chemist, and physician. He was Professor of Biochemistry at the Medical School of Nagoya University and was currently a res- ident lecturer in medical research at Johns Hopkins University in Baltimore. [2]Frank J. Goodnow (1859–1939). [3]For the offer, see also Abs. 256. [4]The “Goodnow Plan,” introduced in 1925, aimed to eliminate the first two years of the under- graduate program and restrict the philosophical faculty to advanced work only (see Derby and White 1941, p. 277 and Summerfield and Devine 1998, p. 231). [5]Michaelis had arrived in the United States in November 1926 from Nagoya with his wife, Hed- wig Michaelis-Philipsthal (1884–1964), and his daughter, Eva Marianne (1908–2000) (see Census 1930, roll 1566, p. 25A). [6]Michaelis’s wife and Eva probably visited Einstein when they traveled to Germany to visit the Michaelis’s other daughter, Ilse (1906–2002), who resided in Berlin (see Naturalizations 1897–1944, series M1972, roll 910). [7]Einstein had met and played music with Michaelis in Nagoya on 7–8 December 1922, during his tour of Japan (see Travel Diary Japan, Palestine, Spain [Vol. 13, Doc 379], entries for 7–8 Decem- ber 1922, p. 550). [8]Shinichi Suzuki and his brother Umeo had visited Einstein in Berlin and shown him some of their father’s violins (see Doc. 399). [9]Masakichi Suzuki. [10]Elsa Einstein.
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