794 DOC. 506 ON I S A A C N E W T O N Zu I s a a k N e w t o n s 200. T o d e s t a g e . 37 ausführen. Er hat damit die Träume der großen, materialistisch ein- gestellten Philosophen des Altertums, Demokrit und Epikur, verwirk- licht, nach welchen es eine völlige, lückenlose Kausalität des physikalischen [6] Geschehens geben sollte. Nach diesen Erfolgen schien es kaum bezweifelbar, daß überhaupt alles materielle Geschehen mit ge- setzlicher Notwendigkeit ablaufe vergleichbar mit dem Ablaufe eines Uhrwerkes. Da es ferner offenkundig war, daß auch der Ablauf der Bewußtseinsvorgänge mit materiellen Vorgängen in Gehirnen unlösbar verknüpft sei, so konnte die Auffassung nicht ausbleiben, daß auch das Denken und Wollen der Tiere und Menschen jener strengen kausalen Gesetzlichkeit mit unterliege. So hat Newtons Tat auf die Welt- anschauung den tiefsten und nachhaltigsten Einfluß ausgeübt. Nun ist allerdings die Gravitation nicht die einzige Naturkraft. Sie erklärt nicht die Kohäsion, die elektrischen Wirkungen, das Licht. Aber Newtons Bewegungslehre schien eine hinreichende Basis für das Verständnis aller physikalischen Vorgänge zu liefern, wenn man außer der Gravitation noch andersartige Wechselwirkungskräfte zwischen den Teilchen der Materie annahm. Newton selbst hat mit diesem weiteren Ausbau seiner Bewegungslehre schon begonnen, indem er sie zum Beispiel auf die Lichttheorie anwandte. Er schuf also wenigstens einen allgemeinen Rahmen für die Gesamtheit der Naturgesetze, von dem man hoffen durfte, daß er die Gesetze jeglichen Geschehens zu umspannen vermöchte unter Zurückführung aller Vorgänge auf Bewegungen von Teilchen unter der Wirkung von Kräften, die sie aufeinander ausüben. Dies Programm hat sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts gehalten und hat sich auf allen Gebieten der Physik als eminent frucht- bar erwiesen. Versuchen wir nun einen kleinen Einblick in Newtons Gedanken- werkstatt. Da waren schon Galilei und Kepler, die unserem großen Systematiker das Feld vorbereitet hatten. [7] Galilei hatte erkannt, daß die „ungestörte Bewegung“ eine Be- wegung in gerader Linie und mit konstanter Bewegung sei. Unter un- gestörter Bewegung ist dabei die Bewegung eines Körpers zu verstehen, der von anderen nicht beeinflußt wird. Dies ist das Trägheitsgesetz. Man kann es auch so ausdrücken: Geschwindigkeit und Bewegungs- richtung eines Körpers bleiben erhalten, solange nicht äußere Ursachen, sogenannte Kräfte, auf den Körper einwirken. Galilei erkannte auch schon, daß an der Erdoberfläche unter dem Einfluß der Schwere die Geschwindigkeit eines freigelassenen Körpers nach unten in gleichen Zeiten um gleichviel zunimmt. Newton stellte sich die allgemeine Frage: Wie ändert sich die Ge- schwindigkeit eines freibeweglichen Körpers, auf den eine beliebige, ge- gebene Kraft wirkt. Dies ist eine viel allgemeinere Frage als die von Galilei behandelte denn die wirkende Kraft kann sich nach Richtung
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