796 DOC. 506 ON I S A A C N E W T O N Z u I s a a k N e w t o n s 200. T o d e s t a g e . 39 in bestimmter Weise zu bewegen, sind offenbar doppelt so starke Kräfte notwendig, als für einen Massenpunkt von 1 kg. So kommt Newton dazu, die Masse eines Körpers einzuführen und sein berühmtes Be- wegungsgesetz auszustellen. Masse mal Beschleunigungsvektor = Kraftvektor. Dies ist das Fundament aller Mechanik, ja, der ganzen theoretischen Physik. Angenommen, die auf einen Massenpunkt wirkende Kraft sei für alle Zeiten gegeben, dann ist auch seine Beschleunigung für alle Zeiten gegeben. Dann ist die Ermittlung seiner Geschwindigkeiten und seiner Orte für alle Zeiten ein rein mathematisches Problem, kein natur- wissenschaftliches mehr. Aber wie sollte Newton die auf die Himmelskörper wirkenden Kräfte ermitteln? Den richtigen Ausdruck für diese konnte er sich wahrlich nicht aus den Fingern saugen. Er konnte nur so vorgehen, daß er um- gekehrt diese Kräfte aus den bekannten Bewegungen der Planeten und Monde ermittelte, indem er sie aus den Beschleunigungen erschloß. All dies vollendete er im wesentlichen als Jüngling von 23 Jahren in an- gestrengter Arbeit in ländlicher Abgeschiedenheit. Newton gibt uns in seine Gedankenwerkstatt nur spärliche Ein- blicke. Aber es mag vielleicht so zugegangen sein. Die Bewegung des Mondes um die Erde war bekannt und damit die Beschleunigung, welche der Mond von der Erde aus empfängt und die für die Erhaltung der Bahn notwendig nach dem Erdmittelpunkt hin gerichtet sein muß. Es ist aber auch die Beschleunigung bekannt, welche die Erde an ihrer Oberfläche fallenden Körpern erteilt. Durch Vergleich fand Newton, daß diese Beschleunigungen sich ungefähr umgekehrt verhalten wie die Quadrate von Erdradius und Erde-Mond-Abstand. Die Kraft- wirkung der Erde durch Gravitation schien also dem Abstandsquadrate umgekehrt proportional zu sein. Sollte nicht jede Masse analog wirken wie die Erde? Die Vermutung fand ihre glänzende Bestätigung darin, daß auf Grund dieser Hypothese angewandt auf die von der Sonne ausgehende Kraftwirkung die Gesetze der Planetenbewegung restlos erklärt werden konnten, welche Kepler auf Grund von Tycho de Brahes Beobachtungen der Planeten aufgestellt hatte. Dies war aber nicht so leicht getan wie gesagt, sondern subtile mathematische Deduktionen waren nötig, um aus dem Kraftgesetz und dem Beschleunigungsgesetz die Bahnbewegungen zu ermitteln. Aber glänzender Erfolg krönte so Newtons Kraftgesetz, indem dank Keplers bewundernswürdiger Analyse die Gesetze der Planetenbewegung mit hoher Genauigkeit bekannt waren. Der einzige Schatten an Newtons Himmel bestand noch darin, daß die Beziehung zwischen Erdradius und Mondbahn, von der oben die Rede war, nur ungefähr, aber nicht genau, zu Newtons Kraftgesetz paßte. Aber bereits etwa sechs Jahre später zeigte Picards Meridian- bestimmung, daß dies in einer ungenauen bisherigen Kenntnis des [8]
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