D O C . 1 4 7 S P A C E A N D T I M E 2 6 1 als möglich erscheinen. Dagegen erlaubt die frühere Mechanik nicht die Anwen- dung von Koordinatensystemen von anderen Bewegungszuständen. Man spricht in diesem Sinne von „Inertialsystemen“. In dieser Bevorzugung der Inertialsysteme haben wir eine gegenüber den geometrischen Relationen neue Eigenschaft des Raumes vor uns. Genauer genommen ist dies nicht eine Eigenschaft des Raumes allein sondern eine solche des aus Zeit und Raum zusammen bestehenden vierdi- mensionalen Kontinuums. An dieser Stelle tritt zum ersten Male die Zeit[12] explizite in unsere Betrach- tung ein. In der Anwendung treten Raum (Ort) und Zeit immer miteinander ver- bunden auf. Jedes Ereignis des Weltgeschehens ist durch die räumlichen Koordinaten x, y, z und einen Zeitwert t bestimmt. Die physikalische Beschrei- bung ¢des Geschehens² war also von allem Anfang an „vierdimensional“. Dies vierdimensionale Kontinuum schien aber in das dreidimensionale des Raumes und das eindimensionale der Zeit zu zerfallen. Dieser Schein entsprang der Illu- sion von der evidenten Bedeutung des Begriffes der Gleichzeitigkeit, welche Illu- sion daher rührt, dass wir von den uns nahen Ereignissen durch das Licht praktisch momentan Kunde erhalten. Der Glaube an die absolute Bedeutung der Gleichzeitigkeit wurde erschüttert durch das Gesetz der Lichtausbreitung im leeren Raume bezw. durch die Maxwell-Lorentzsche Elektrodynamik. Zwei unendlich benachbarte Raum-Zeit- punkte können durch ein Lichtsignal verbunden werden, wenn für sie die Relation besteht. Es erweist sich ferner, dass dies ds überhaupt für beliebig gewählte unend- lich benachbarte Raum-Zeit-Punkte einen von der besonderen Wahl des Inertialsy- stems unabhängigen Wert besitzt. Dem entspricht es, dass für den Übergang von einem Inertialsystem zu einem anderen lineare Transformationsgleichungen gel- ten, welche im Allgemeinen den Zeitwert der Ereignisse nicht ungeändert lassen. So wurde offenbar, dass das vierdimensionale Kontinuum von Raum und Zeit nicht in einer von Willkür freien Weise in ein zeitliches und ein räumliches Kontinuum gespalten werden kann. Diese Invariante ds lässt sich mittelst Massstäben und Uh- ren messen. Auf die Invariante ds lässt sich eine vierdimensionale Geometrie von Raum-Zeit gründen, welche der euklidischen Geometrie in 3 Dimensionen weitgehend analog ist. Die Physik wird so eine Art Statik in einem vierdimensionalen Kontinuum. Ab- gesehen von der Verschiedenheit der Dimensionszahl unterscheidet sich dies Kon- tinuum von demjenigen der Euklidischen Geometrie dadurch, dass und sein kann. Dementsprechend unterscheidet man zeitartige und raumartige Linienelemente. Die Grenze zwischen beiden bilden die Elemente des von jedem ds2 c2dt2 dx2 – dy2 – dz2 – 0 = = ds2 0 ds2 0